Newsletter des Sowi-Studienbüros

Wir stellen vor: Das ThOP!

Die einen kennen es (zumindest vom Namen), die anderen vielleicht nicht: Das Theater im OP (kurz ThOP), ehemals ein Schau OP-Saal für die Medizinstudierenden, gibt es seit 1984.

Nachdem den Medizinstudierenden andere Gebäude zur Verfügung gestellt wurden, setzte sich die dramaturgische Abteilung des deutschen Seminars für die Nutzung für Proben und Aufführungen ein. Der ehemalige OP-Saal, in dem wohlgemerkt keine echten Operationen durchgeführt wurden, bietet sich nämlich fürs Theaterspielen hervorragend an: die Bühne befindet sich in der Mitte des Saals, links, rechts und dazwischen die (etwas weniger bequemen aber absolut zweckerfüllenden) Ränge, sodass theoretisch eine  dreiseitige Ansicht vorhanden ist.

Die Menschen, die im ThOP aktiv sind, arbeiten dort alle ehrenamtlich, bis auf eine Stelle, die das ganze verwaltet, koordiniert, Abrechnungen macht etc. Wir haben uns aus Interesse mal eine Personaus dem ThOP rausgepickt und ein paar Fragen gestellt, welche Erfahrungen sie gesammelt hat und was die Arbeit im ThOp so ausmacht. Heiko (beruflich Sozialpädagoge) ist seit 1997 ehrenamtlich im ThOP aktiv. Zuvor belegte er erstmal aus Lust und Laune an der Volkshochschule einen Maskenbilder*innenkurs, wo ihn das Maskenbildnern packte. Um seine Skills anzuwenden, hat er dann Schauspieler*innen am ThOP für ihre Auftritte geschminkt und ist dann plötzlich als Schauspieler auf der Bühne gelandet – so schnell kann es gehen. „Ich wollte auf gar keinen Fall auf die Bühne […]. Jetzt lässt es mich nicht mehr los.“ Besonders spannend findet Heiko, das hinein- und wieder herausschlüpfen in unterschiedliche Charaktere und deren Perspektiven anzunehmen, sowie einfach mal frei zu sein von gesellschaftlichen Normen; Regeln auch mal brechen zu dürfen. Ja sich im wahrsten Sinne des Wortes austoben zu können, denn Theaterspielen kann auch körperlich ziemlich anstrengend werden, ihr wisst es aus Erfahrung oder ahnt es vielleicht. Durch das Schauspielern könne einem auch erst bewusst werden, wie variabel das Menschenbild ist und wer man eigentlich ist oder gern sein würde, was einem ja auch im „echten“ Leben behilflich sein könne. Daneben wären viele Skills, die man durch das Schauspielern lernt, im Alltag sehr hilfreich: Teamwork, Kommunikative Fähigkeiten, Flexibilität und zwischenmenschliche Erfahrungen sind wahrscheinlich nur ein Bruchteil davon. Sicherlich kann das Hobby auch zur persönlichen (und auch beruflichen) Weiterentwicklung beitragen.

Falls Ihr euch wirklich gar nicht vorstellen könnt, das Schauspielern einfach mal auszuprobieren, könnt Ihr Kurse im ThOP zur Maskenbildnerei, Licht- und Tontechnik oder Bühnenbau (aktuell pausiert) belegen. Je nach Studiengang gibt es sogar Creditpoints für den Schlüsselkompetenzbereich – zurecht. Zudem erzählt Heiko von einem sehr spannenden und auch schönen Phänomen, Heiko nennt es den „Prozess des Zusammenwachsens“ innerhalb der Ensemble-Mitgliedern, die sich zu Beginn der Proben teilweise noch fremd und wenig vertraut miteinander sind. Die zunächst sehr nüchternen Proben innerhalb der jeweiligen Szenen, die erstmal relativ distanziert ablaufen, wandeln sich dann mit dem ersten Durchlauf aller Szenen hintereinander (Insider sprechen hier vom „Trümmerdurchlauf“, dies ist jedoch kein offizieller Begriff, also psst!). Die eher distanzierte Haltung löst sich in den darauffolgenden Proben ab diesem Punkt, Hemmungen lösen sich mit der Zeit, Dynamiken entfalten sich und schließlich fühlt sich das Miteinander sehr familiär an. Lustige Fails werden zudem immer lustiger. Am Ende aller Proben Aufführungen wird dann auch mal das ein oder andere Tränchen vergossen, diesmal aber wirklich aus Trauer, dass auch diese schöne Zeit ihr Ende gefunden hat. Insgesamt lässt das Schauspielern eigene Interpretationen und Kreativität zu und wer mehr davon will, für den könnte ja das Improvisationstheater was sein? Unser Eindruck ist äußerst positiv und wir finden, dass Theaterspielen eine Bereicherung ist und es nicht schaden kann, es mal auszuprobieren. Aber Achtung: Vielleicht kommt Ihr nicht mehr davon los!